Immer hatten wir gedacht, sie könnte kein
Wässerchen trüben, obwohl man schon vermutete, stille Wasser sind tief. Jedoch
war sie von jeher nah am Wasser gebaut. Trotzdem waren wir der Meinung, niemand
könnte ihr das Wasser reichen. Aber dann geriet sie vom Regen in die Traufe und
sie konnte das Wasser nicht länger halten. Schnell verwässerten sich damals
allerdings die Umstände und niemand konnte mehr den Ablauf rekonstruieren.
Später rappelte sie sich wieder schluckweise, bis sie fontänengleich aus dem
Wildwasser stieg. Aber es dauerte nicht lange, und sie brachte abermals das
Fass zum Überlaufen, sodass kaum einer trocken blieb. Wie ein Fisch im Wasser
wedelte sie im nächsten Sommer wieder über die Promenade und das Vergangene
kümmerte sie einen feuchten Kehricht. Zwar wirkte ihr Blick beinah wässrig,
doch war das vielleicht der diesigen Morgenluft geschuldet. Nach all den
Eskapaden zitterte sie nun auf ihren Wasserbeinen und schaute sehnsüchtig nach
dem Horizont. Aus ihrem Haar fielen silberne Wassertropfen tränengleich auf
ihre Haut. Sie musste unglaublich durstig sein. Als man ihr einen Wodka
reichte, verzog sie kaum eine Mine. Sie goss ihn die Kehle hinunter wie andere
sprudelndes Quellwasser. Dann lenkte sie ihre Schritte zurück zur Klinik hinter
den Dünen, um sich genüsslich dem Wellenbad hinzugeben. Am frühen Abend stand
ihr schon wieder das Wasser bis zum Hals, doch an eine Umkehr in ruhiges
Fahrwasser war nicht zu denken. Hier und da tauchte sie ihre Fingerspitzen in
Dinge, die sie nichts angingen. Dass ihr eisige Blicke folgten, perlte
förmlich von ihr ab. Offenbar hielt sie diese für schäumende Wellen der Bewunderung.
Doch die einst uferlose Verehrung war längst mit den Gezeiten verebbt und in
die dunklen Sphären der Tiefsee gesunken. Bis heute scheut sie ein reinigendes
Gewitter wie der Teufel das Weihwasser.