Februar 19, 2011

grenzland


du kannst es sehen. es ist bunt und duftet. kannst es hören. melodien malen dir bilder. wirklicher als regentropfen auf rissiger haut. du bleibst stehen. im visier die grüne brücke, über die du nie gehen wirst. du bist keine agentin, deinem schweigen zum trotz. niemand löst dich aus. zahlt für dich. weder hier noch auf der anderen seite. die schwäne am ufer kümmert es nicht. zur not werden sie fliegen. voraus auf dem berg die ampel blinkt dir den sehnsuchtscode. grenzland. jede verheißung vertraust du ihm an. doch betreten wirst du es nicht ohne verrat. 

dein spiegelbild in schwarz-weißem nebel. wer bist du? hinter der maske gehst du spazieren in wäldern. was du findest, nennst du beim namen. grenzland. sie vergaßen stufen zu bauen für dein puppenhaus. mit aufzügen fährst du in falsche etagen seither. dein oben wird unten und auf der hälfte nimmst du die bahn. einem vierten horizont entgegen. am kopfbahnhof steigst du aus. sie müssen rangieren. du gehst in die fremde stadt. hier bist du geboren. hinter fassaden schimmern paläste. in fenstern erkennst du wiegende tänzer. phantome halbieren die luft und feiern heimlich ein fest. ihre einladung hast du ausgeschlagen, aber du sagst es noch nicht. die freiheit nimmst du dir. lässt es zu, dass sie dich glücklich nennen und willst sie nicht kränken. beinah glaubst du ihnen, doch wächst dein verdacht. dann machst du tabula rasa und verlässt den gedeckten tisch. künftig wirst du alleine essen. kartoffeln mit schale und kümmel. dein gegenüber wischt sich den mund, immerhin. 

grenzland. du suchst einen garten und wartest am fluss. womöglich treibt er vorüber oder du nimmst eine düne in obhut. irgend festland im rücken. dann steht einer vor dir, barfuß, greift deine hand. er ist schön, ein versprechen. du glaubst, ihn zu kennen. ihr geht durch die dunkelheit. steigt einen turm hinauf, glasperlen im schein der schwarzen sonne zu sehen. stufen brechen ein unter euch und ihr lacht. ihr braucht kein zurück. doch schweift er ab, fragt dich nach feuer für seinen weg. du machst ihm licht, damit er nicht stolpert. schaust ihm hinterher und fürchtest dich nicht. du bleibst. 

grenzland. wach auf. vorbei dein heute. mit kusshand drehst du kalenderblätter und schlägst dir verstohlen den sand aus den augen. millionen breiten die flügel aus. eine kamera öffnet den weg über die brücke. du gehst, deine einfalt im handgepäck. auf der anderen seite empfängt dich fallendes laub. niemand hätte gedacht. du machst alberne sprünge. die gefahr scheint gebannt und du ahnst, es ist wahr.